Die Fähigkeit in tiefe Meditation zu gelangen, bedeutet im Yoga mit unserem Bewusstsein die äußeren Koshas zu verlassen. Die Koshas sind unsere Bewusstseinsschichten vom Körper bis zu unserem „Selbst“. Um zu wissen wie wir in tiefe Meditation gelangen, müssen wir zunächst definieren was Meditation selber ist, der Unterschied zur tiefen Meditation und der höchsten Form von Meditation genannt Samadhi.
Von Meditation in tiefe Meditation
In den Yoga Sutras von Patanjali ist der Zustand von Meditation ganz klar definiert. In meinem Zitat fasse ich die einzelnen Aussagen zu einem Satz zusammen.
„Wenn der Geist sich auf ein Meditationsobjekt ausrichtet mit ununterbrochener Konzentration und der Meditierende sowie das Meditationsobjekt zusammenfallen, entsteht Meditation.“
Patanjali
Aus dieser Definition lassen sich Umstände ableiten die für den Zustand der Meditation stehen.
- Unser Geist fließt ununterbrochen in die Richtung eines Meditationsobjekts. Von Vorteil ist hier ein feinstoffliches Objekt wie ein Mantra, der Atem oder das Selbst. Solange wir mit unseren Sinnen wie Hören, Schmecken, Sehen und Fühlen verbunden sind, bleiben wir an der grobstofflichen Oberfläche von Meditation.
- Das Meditationsobjekt sollte individuell ausgewählt werden. In Yoga gibt es drei Zustände des Geistes. Sattva, Tamas und Rajas. Alle Lebewesen streben Sattva an, den friedlichen und natürlichen Kern unseres Geistes. Die meiste Zeit ist unser Geist im Zustand von Rajas, der andauernden Bewegung, welche auch nötig ist, um unseren Alltag zu bewältigen. Tamas ist dabei der schwere Zustand unseres Geistes denn wir zum Beispiel im Schlaf erleben. Wir sollten daher vorher einschätzen können, wie unser eigener Geist veranlagt ist, um in tiefe Meditation zu gelangen. Wir sollten dabei nie direkt von Rajas und Tamas in Sattva gehen, sondern versuchen, vorher Balance herzustellen um dann tiefer in Meditation zu gelangen, ansonsten wird der Zustand von tiefer Meditation nicht lange gehalten werden können.
- Bei langsamer und entspannter Veranlagung des Geistes kann ein Mantra als Meditationsobjekt geeignet sein
- Bei schneller und stressiger Veranlagung des Geistes kann der Atem als Meditationsobjekt geeignet sein
- Meditierende/r und Objekt fallen zusammen. Nach dem Status der andauernden Konzentration und dadurch an Tiefe gewinnend, gehen wir über, unsere Konzentration und Ausrichtung zu entspannen und passiver zu werden. Man könnte es als andauerndes „Moment zu Moment Bewusstsein“ beschreiben ohne Unterbrechung von Gedanken und Emotionen. Diese können während der Meditation auftauchen, aber wir sind bereits so tief in uns selbst verankert, dass diese sich nur aufbauen und vorbei ziehen. Das ist der Punkt wo wir – der/die Meditierende und das Meditationsobjekt bereits verschwunden sind. Zu diesem Zeitpunkt sind wir in Meditation, uns aber dessen auch nicht mehr bewusst.
Der Zustand von tiefer Meditation in Samadhi
Ab diesem Zeitpunkt, ab dem wir uns nicht mehr unseres Körpers, unserer Sinne und uns selbst bewusst sind, beginnt Meditation. Die Dauer und Stabilität dieses Zustandes führt dann von selbst und ohne unser zutun, in tiefere Zustände. Das einzige was uns als letztes zu tun bleibt, ist ein tieferes und tieferes Loslassen und dann sogar vom Loslassen selbst.
Man kann es auch sehr gut erklären an Samadhi, dem höchsten meditativen Zustand der selber auch verschiedene Ebenen und Zustände hat. Dabei gibt es zwei Varianten. Samadhi dessen wir uns bewusst sind und den Zustand absoluter Absorption, einem kompletten Kontrollverlust und einer Verschmelzung mit unserem tiefsten Selbst. Für diesen Zustand bedarf es Jahre oder möglicherweise vieler Reinkarnationen an Training, bis tiefsitzende Anhaftungen bei Seite geräumt wurden, welche den Weg freimachen in Samadhi. Das Gute daran ist, wird müssen uns über tiefe Meditationszustände keine Gedanken machen. Wenn wir in unserer Meditationspraxis eine lange Zeit geübt haben, werden wir automatisch ein Stück mehr loslassen können um in tiefe Meditation zu gelangen. Was ab hier passiert, entzieht sich unserem aktiven Handeln. Wir können den Boden bereiten damit der Samen wachsen kann.
Voraussetzungen für tiefe Meditation
Tiefe Meditationserfahrungen erfordern bei den meisten Praktizierenden ein jahrelanges Training in Meditation. Dabei ist nicht ausgeschlossen, das wir per Zufall in tiefe Meditation gelangen. Meistens ist es nicht das Problem in tiefe Meditation zu gelangen, sondern dass wir diesen Zustand danach wieder und wieder erreichen möchten. Unsere Erwartungshaltung und das zu aktive Handeln versperrt uns den Weg. Dies ist auch ein ganz natürlicher Prozess und auch in unserer Meditationspraxis gilt, wie bei dem Börsenkurs geht es permanent auf und ab.
Faktoren welche eine tiefe Meditation fördern sind:
- Emotionale Balance
- Regelmäßige Meditation zur gleichen Zeit am gleichen Ort
- Qualität der Konzentration und Entspannung
- Erwartungshaltung loslassen und sich dem Prozess hingeben
- Den Ablauf für den Eintritt in Meditation trainieren:
- Ausrichtung auf ein Meditationsobjekt und ab hier gibt es zwei Wege:
- Vereinigung mit dem Objekt
- oder Ausrichtung auf das Selbst
Fazit
Bevor wir uns mit tiefer Meditation auseinander setzen, sollten wir zunächst den klar definierten Ablauf in Meditation erlernen und regelmäßig trainieren. Sind wir in Meditation, gibt es hier kein aktives Handeln mehr. Ab hier passiert alles durch die Auflösung des letzten Rests an Widerstand tief loszulassen. Die emotionale Balance, Qualität der Konzentration, Fähigkeit des Loslassens, Regelmäßigkeit der Meditationspraxis und die Erhöhung der Meditationsdauer können den Weg zur tiefen Meditation beschleunigen.
Eine klare Abgrenzung von Meditation und tiefer Meditation ist daher schwer zu definieren. Ein gutes Anzeichen für tiefe Meditation ist, wenn wir mit einem Lächeln aus der Meditation zurück kehren und uns wundern wie schnell die Zeit vergangen ist.