Bhakti Yoga ist eine der drei Hauptrichtungen des Yoga (Bhakti, Jnana, Karma) und steht im Zentrum der spirituellen Praxis, die sich auf die Kultivierung der Hingabe und Liebe zu einem persönlichen oder Allgemeinen Aspekt des Göttlichen konzentriert. Das Wort „Bhakti“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Hingabe“ oder „Verehrung“. Bhakti Yoga wird oft als der Yoga des Herzens und betont die Bedeutung von Liebe, Glauben und Hingabe als Mittel zur spirituellen Erleuchtung.
Dazu muss gesagt werden, dass alle Lebewesen im Universum auf dem Weg zum Göttlichen und zur Erleuchtung sind. Bhakti Yoga kann diesen Prozess intensivieren und beschleunigen. Wir sollten dabei einem natürlichen Bedürfnis folgen und nicht einer falschen Ideologie von aufgezwungener Liebe.
Manche Menschen können mit Liebesbekundungen, Ritualen, Tanzen und Singen nichts anfangen. Das macht sie nicht weniger zu einem Bhakti, denn wir sind alle praktizierende Bhaktis, auf die eine oder andere Weise.
Wesentliche Merkmale von Bhakti Yoga
Hingabe (Bhakti)
Bhakti Yoga betont die emotionale Bindung und Hingabe an das Göttliche. Diese Hingabe kann sich auf eine bestimmte Gottheit wie z.B. Krishna, Vishnu, Shiva oder auf das Göttliche als abstraktes Konzept richten. Es kann aber auch eine Heldenfigur oder etwas ganz persönliches sein. Das Konzept dabei ist, dass diese Ausrichtung unser Potenzial erweitert und uns erfüllt.
Verehrungspraktiken
Zu den Praktiken im Bhakti Yoga gehören das Singen von Hymnen (Kirtan), das Rezitieren heiliger Texte (Japa), Gebete (Prarthana) und Rituale (Puja). Diese Handlungen dienen dazu, die Liebe und Hingabe zum Ausdruck zu bringen und zu vertiefen.
Selbstlosigkeit (Seva)
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Bhakti Yoga ist der selbstlose Dienst (Seva). Dies bedeutet, anderen Menschen oder der Gemeinschaft aus einem Gefühl der Liebe und Hingabe zu dienen, ohne dabei persönliche Vorteile zu suchen. Wir sollten dabei nicht den Fehler begehen. zu hoch gesetzten Idealen hinterher zu laufen. Je glücklicher wir sind, desto hilfreicher sind wir automatisch für andere. Selbstlosigkeit sollte auch nicht bedeuten, dass wir uns von anderen überrennen lassen.
Entwicklung von Tugenden
Bhakti Yoga fördert die Entwicklung von Tugenden wie Demut, Mitgefühl, Geduld und Vergebung. In Yoga sind diese Tugenden in jedem Mensch vorhanden und durch verschiedene Schichten vorübergehend verdeckt. Tugenden sind also nichts, was wir uns auferlegen oder antrainieren müssen. Sie sollten durch die Praxis des Bhakti Yoga ganz natürlich wieder stärker zum Vorschein kommen.
Einsicht durch Hingabe
Im Bhakti Yoga wird geglaubt, dass durch tiefe Hingabe und Liebe eine direkte Erfahrung des Göttlichen möglich ist. Diese Erfahrung wird als höchstes Ziel und als Weg zur Befreiung (Moksha) angesehen. Eine solche Erfahrung kann durchaus im Alltag erfahren werden. Selbst die Wahrnehmung von negativen Emotionen beinhaltet das Potenzial uns der Einheit mit dem Göttlichen zu nähern. Dieses Potenzial ist in allem vorhanden.
Historischer Kontext und Entwicklung
Bhakti Yoga hat seine Wurzeln in den vedischen Traditionen des alten Indien. Es entwickelte sich während der Bhakti-Bewegung, die zwischen dem 7. und 17. Jahrhundert in Indien blühte. Diese Bewegung war eine spirituelle Revolution, die die Praxis der Hingabe (Bhakti) als Mittel zur Erreichung der göttlichen Einheit und spirituellen Befreiung betonte. Dabei gilt es zu betonen, das die Grundlage von yogischer Theorie bereits vorhanden war.
Neben der Bhagavad Gita gibt es zahlreiche andere heilige Texte und Schriften, die für Bhakti Yoga von Bedeutung sind. Zu den bekanntesten zählen das Bhagavata Purana, das Ramayana und die Werke der Alvars und Nayanars, die tamilischen Dichterheiligen.
Verschiedene Richtungen im Bhakti Yoga
Bhakti Yoga ist nicht monolithisch, sondern besteht aus verschiedenen Richtungen und Traditionen, die jeweils ihre eigenen spezifischen Praktiken und Gottheiten betonen.
Vaishnavismus
Diese Tradition ist die größte innerhalb des Bhakti Yoga und konzentriert sich auf die Verehrung von Vishnu und seinen Avataren wie Krishna und Rama. Die Bhagavad Gita behandelt Bhakti Yoga ausführlich, besonders im 12. Kapitel, wo Krishna die Wege der Hingabe erklärt.
Shaivismus
In dieser Tradition steht die Verehrung von Shiva im Mittelpunkt. Shaivistische Bhakti-Praktiken betonen Rituale, Gebete und Meditationen, die auf Shiva ausgerichtet sind, und streben nach der Vereinigung mit dem göttlichen Bewusstsein Shivas.
Shaktismus
Diese Richtung des Bhakti Yoga konzentriert sich auf die Verehrung der Göttin oder der göttlichen Mutter (Shakti). Praktizierende verehren verschiedene Formen der Göttin, wie Durga, Kali oder Lakshmi, und betonen die Kraft und Energie des Weiblichen.
Fazit
Bhakti Yoga bietet einen zugänglichen und emotionalen Weg zur spirituellen Entwicklung, der besonders für Menschen geeignet ist, die eine tiefe emotionale Bindung und Hingabe als Mittel zur spirituellen Praxis suchen. Praktiken wie Meditation, Pranayama und Asanas, können problemlos integriert werden.
Durch die Vielfalt der Richtungen und Praktiken innerhalb des Bhakti Yoga können Praktizierende eine Form der Hingabe finden, die am besten zu deiner persönlichen spirituellen Reise passt. Bhakti Yoga kannst du dabei sehr einfach in deinen Alltag integrieren ohne großes Vorwissen.