Mantra

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Mantra

                                 OM Mantra

Mantra ist das Hauptwerkzeug des klassischen Yoga. Alle yogischen Wege des Wissens und der Hingabe verwenden Mantras und haben ihre eigenen speziellen Mantras. Die Yogapraxis beginnt mit dem Mantra, dass die für die Yogapraxis notwendige Ausrichtung des Geistes schafft. Mantras sind die Schlüsselprinzipien hinter allen Yoga-Praktiken. Das liegt an ihrer ultimativen Power alle Bereiche im Yoga – Körper, Prana und Geist – zu durchdringen und zu beeinflussen.

Mantra als Ausdruck des „Ich“

Unsere Sprache ist die wichtigste Fähigkeit, die unsere Natur als menschliche Wesen definiert und zum Ausdruck bringt. Diese universelle Kraft der Sprache ist vor allem ein Ausdruck der Selbstexistenz und der Persönlichkeit. Die Äußerung des Ich ist die erste aller Äußerungen. Die Sprache ist der Ausdruck des Bewusstseins. Mantras sind die Perfektionierung der Sprache durch Ausdruck von Schönheit und Effizienz in Unterstützung der spirituellen Praxis.

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Mantra besteht aus Prana und Sprache

Nach vedischem Denken gibt es im Universum zwei grundlegende Kräfte, die die Basis allen Lebens sind. Es handelt sich um Prana (Lebensenergie), die wir vor allem durch den Atem erfahren, und die Sprache oder der Ausdruck im weitesten Sinne des Wortes ist. Sprache beinhaltet dabei Form und Klang.

Prana und Sprache sind miteinander verwoben. Sie bewegen sich immer zusammen. Prana ist die Energie hinter der Sprache, die sich durch den Atem bewegt. Sprache ist die Form oder Begrenzung, die Prana oder der Atem annimmt. Sprechen ist Prana in Aktion. Prana ist die Essenz der Sprache, die unsere Lebensenergie, ihre Absichten und ihre Informationen vermittelt. Es geht meistens nicht nur darum was wir sagen sondern wie wir es sagen – was unsere Intention hintern den Wörtern ist.

Mantra als Asana für den Geist

Mantras sind wie Asanas für den Geist. Sie verleihen dem Geist Plastizität und Anpassungsfähigkeit. Sie trainieren seine Energie und geben ihm Ausgeglichenheit und Stabilität. Als solches gehört Mantra-Yoga in erster Linie zu Pratyahara, der fünften Stufe des Yoga. So wie Asana den Körper kontrolliert, Pranayama den Atem, so kontrolliert Mantra den Geist. Mantra erhält die Stärke und Integrität unseres geistigen Feldes und sorgt für die richtige Zirkulation der Energien in der Sphäre des Geistes, so dass wir nicht mehr anfällig für äußere Konditionierungen sind. Es wirkt somit wie ein Schutzschild vor negativen Vibrationen, die unseren Geist außer Balance bringen können.

So wie Asanas den Körper in einen ruhigen und entspannten Zustand für die Meditation versetzen, so versetzen Mantras den Geist in einen ruhigen und entspannten Zustand für die Meditation. Zum Beispiel hat die Wiederholung des Mantras OM die gleiche beruhigende und erhebende Wirkung auf den Geist und das Herz wie der Lotussitz auf den Körper und den Atem.

Unser Sprechen und Denken in eine spirituelle Richtung zu lenken, ist jedoch bedeutsamer als nur Beweglichkeit oder Flexibilität des Körpers zu erlangen. Da die Sprache das subtilste und wichtigste unserer Bewegungsorgane ist, können wir durch die Kontrolle über sie alle unsere Handlungsorgane kontrollieren und so die Herrschaft über die Sinne erlangen. Da die mentale Sprache, unser innerer Dialog, die Wurzel des Denkens ist, ermöglicht uns ihre Kontrolle, den Geist selbst zu beherrschen. Wir gehen dabei im Yoga vom inneren nach außen. Der Körper entsteht aus dem geist und somit ist der Geist der Herrscher über diese physische Welt. Mit einem Mantra bringen wir den geist unter Kontrolle.

Mantra und Meditation

Mantra ist die Grundlage für die Praxis der Meditation. Meditation im eigentlichen Sinne besteht aus höheren Stufen des Mantras, in denen sich der Geist in einem stillen, konzentrierten und reflektierenden Zustand befindet. Mantra unterstützt die Meditation, indem es das Schwingungsmuster des Unterbewusstseins verändert und es den Geist auf eine sattvische Ebene bringt. Formlose Meditation ist schwer direkt zu erreichen, wird aber leicht, wenn man die Kraft des Mantras als Grundlage der Meditationspraxis verwendet.

Technik der Mantra Meditation

Sobald der Geist auf das Mantra konzentriert ist, kann er in die Stille übergehen. Für diesen Zweck, den Geist auf einen Gedanken zu konzentrieren, ist das Mantra vielleicht das praktischste Werkzeug. In dieser Hinsicht fungiert Mantra als Pratyahara, als Rückzug des Geistes von Ablenkungen, und hilft bei der Entwicklung von wahrer Aufmerksamkeit, Dharana, so dass Meditation oder Dhyana ohne Hindernisse fortgesetzt werden kann.

Zuerst müssen wir Kräfte in Bewegung setzen, die den Geist aus seinem gestörten (rajasischen) oder dumpfen (tamasischen) Zustand in seine natürliche klare Qualität (Sattva) bringen. Die vielleicht beste und einfachste Methode ist das Mantra. Die Technik ist daher ganz simpel die Konzentration auf ein Mantra, bis der Geist  eine sattvische Schwingung erreicht und wir in Meditation über Mantra und Geist hinaus gehen können.

Allgemeine und spezielle Mantras

Es gibt allgemeine Mantras wie OM oder OM Namah Shivaya, die vielen Menschen gegeben werden und bei deren Verbreitung es nur wenige Einschränkungen gibt, außer dass sie mit Vertrauen, Respekt und Hingabe verwendet werden sollten. In dieser Hinsicht spielt ein Mantra in der Guru – Schüler Beziehung eine wichtige Rolle in der Vererbung einer energetischen Praxis um den Schüler in seinem Prozess zu unterstützen.

Mantra-Therapie in Yoga und Ayurveda

Die Mantra-Therapie ist im Ayurveda weit verbreitet. Sie ist das Hauptwerkzeug der psychologischen Heilung und eine unterstützende Therapie für die körperliche Heilung. Sie ist auch ein Schlüssel zu einem angemessenen ayurvedischen Lebensstil. Es gibt viele Mantras, die im Ayurveda verwendet werden, einige speziell für Ayurveda, andere eine ayurvedische Anwendung von Mantras, die auf verschiedene Weise angewendet werden können.

Bija Mantras oder Kern-Silben

Diese sind die wichtigste Art von Mantras für die Heilung. Sie bestehen aus einzelnen Silben wie OM, Buchstaben des Sanskrit-Alphabets oder speziellen Shakti-Mantras wie HRĪM. Diese Keimsilben haben eine breite Anwendung in der physischen und psychischen Heilung sowie im spirituellen Wachstum. Sie sind ein kraftvolles Mittel zur Energetisierung von Prana. Der Klang der Silben verändert das Prana in heilende Schwingungen auf körperlicher und geistiger Ebene.

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Auswirkung Gayatri Mantra auf den Körper

Gayatri Mantra

Wir nehmen als Beispiel das Gayatri Mantra für die Wirkung dieser Klänge:

Das Gayatri Mantra lautet:

„Om Bhur Bhuvaḥ Swaḥ,

Tat Savitur Vareṇyaṃ

Bhargo Devasya Dhīmahi,

Dhiyo Yo Naḥ Prachodayāt.“

Es ist in Sanskrit geschrieben und jede Silbe hat eine Bedeutung. Diese Bedeutung unterschiedet sich durch die Vielfältigkeit in Sanskrit. Es geht im Prinzip um den Aufruf an das Licht und das Erlangen von Wissen durch dieses Licht.

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Gayatri Yantra – Mantra visuell dargestellt

Die Bedeutung des Gayatri Mantra

„Om“ ist der Anfangssound des Universums und symbolisiert die Einheit aller Dinge. „Bhur“ steht für die physische Ebene, „Bhuvaḥ“ für die mentale Ebene und „Swaḥ“ für die spirituelle Ebene. Zusammen bilden sie eine Verbindung zwischen dem Menschen und dem kosmischen Bewusstsein.

„Tat Savitur Vareṇyaṃ“ bezieht sich auf das göttliche Licht und die Energie, die alles durchdringt. Es ist ein Aufruf, dieses göttliche Licht in uns aufzunehmen und zu erkennen.

„Bhargo Devasya Dhīmahi“ bedeutet, dass wir das strahlende Licht der höchsten Wahrheit anziehen und meditieren sollen. Dieses Licht erhellt unseren Geist und reinigt uns von negativen Energien.

„Dhiyo Yo Naḥ Prachodayāt“ ist ein Gebet an das Göttliche, unsere Intelligenz zu leiten und uns auf den rechten Weg zu führen. Es ist eine Bitte um geistige Klarheit und spirituelles Wachstum.

Quellen:

David Frawley: Mantra and Primal Sound

Peter Marchand: Mantra Yoga & Meditation

Harish Johari: Mantras from Sounds of Tantra