Es stellt sich oft die Frage, ob man richtig oder überhaupt meditiert. Bei der yogischen Meditation hat Patanjali uns eine klare Definition hinterlassen, was Meditation ist. Wie wir selber in der Lage sind den Zustand von Meditation zu verstehen und dadurch effektiver in tiefe Meditation gelangen.

Bedeutung von Meditation nach Patanjali

Zusammengefasst definiert Patanjali den Zustand von Meditation als das Loslassen der körperlich-mentalen Anspannungen und das nach innen richten der Sinne für die Konzentration auf ein Objekt. Wir vertiefen dann den Prozess der Konzentration auf ein Objekt, welches zu einem Fluss zwischen Meditierenden und Objekt führt. Dies ist bereits der Eintritt in Meditation, wobei Meditation selbst keine klaren Grenzen hat. Der nächste Schritt ist, wenn Person und Objekt durch diesen Fluss verschwinden, sozusagen zusammen fallen. In diesem Zustand verschwinden wir sozusagen und sind bereits in tiefer Meditation.

Meditation ist wie der Börsenkurs, es geht ständig rauf und runter.

Mingyur Rinpoche

Ableitung von drei Thesen

Aus den Yoga Sutras von Patanjali ergeben sich in Bezug auf Meditation drei Thesen.

  1. Das Meditationsobjekt sollte individuell auf den Meditierenden und seine Bedürfnisse zugeschnitten sein.
  2. Die ununterbrochene Konzentration auf das Meditationsobjekt führt uns zu Meditation.
  3. Nach der Phase von ununterbrochener Konzentration werden wir so passiv wie möglich.

Die drei Geisteszustände

Wir sollten die Veranlagung unseres Geistes kennen, um das entsprechende Meditationsobjekt auszuwählen. Diese Zustände werden im Yoga als Tamas, Rajas und Sattva definiert.

  1. Sattva: Sattva steht für Klarheit und Balance. Ein Geist in einem sattvischen Zustand ist ruhig, friedvoll und gelassen. Ein sattvischer Geist ist mit Tugenden wie Weisheit, Geduld und Liebe verbunden. Dies ist der Zustand von Meditation und es kann verschiedene Methoden geben, um uns in diesen Zustand zu versetzen.
  2. Rajas: Rajas steht für Aktivität. Ein Geist in einem rajasischen Zustand ist aktiv, unruhig und ambitioniert. Rajas ist mit Ehrgeiz, Verlangen und Leidenschaft verbunden. Ein geeignetes Meditationsobjekt bringt unseren Geist zur Ruhe und somit in Balance für Meditation. Ein Meditationsobjekt könnte z.B. der Atem sein.
  3. Tamas: Tamas steht für Trägheit, Dunkelheit und Trägheit. Es ist die Qualität von Trägheit, Ignoranz und Widerstand. Ein Geist in einem tamasischen Zustand ist träge, faul und verwirrt. Tamas ist mit Trägheit, Ignoranz und Negativität verbunden. Ein geeignetes Meditationsobjekt könnte ein energetisierendes Mantra sein.

Individuelles Meditationsobjekt

Wenn wir einen unruhigen Geist besitzen, sollten wir ein Meditationsobjekt auswählen, welches uns zur Ruhe bringt. Dadurch erreichen wir bereits Balance, bevor wir in Meditation eintreten. Selbst wenn wir es schaffen in Meditation zu gelangen, mit einem zu unruhigen oder zu schweren Geisteszustand, werden wir nicht lange in Meditation bleiben. Wir sehen das bei wissenschaftlichen Untersuchungen über Mönche in tiefer Meditation. Die Gehirnströme, Herzschlag und Atmung kommen zur Ruhe und stoppen sogar. Jede energetische Schwingung in Rajas oder Tamas würde diesen Prozess stoppen. Sattva ist somit die ultimative Balance und sollte bereits durch die Anwendung der Mittel bevor der Meditation angestrebt werden.

Konzentration auf ein Objekt

Wir kennen das selber, wenn wir einer Tätigkeit nachgehen, die uns Spaß macht, blenden wir alles andere aus. Der Moment ist nur der Tätigkeit gewidmet und wir entwickeln sogar eine gewisse Leichtigkeit dabei, eine Art von „Flow“. Wir wissen also bereits schon, was Meditation ist – das Erleben des puren Flusses, wo wir selbst das Meditationsobjekt, dass uns zu diesem Punkt gebracht hat, komplett loslassen.

Bei der Konzentration auf ein Objekt fokussieren wir unseren Geist und ziehen dann unser Bewusstsein auf einen Punkt. Alle Eindrücke durch unsere Sinne verschwinden. Wir sind komplett ausgerichtet. Daher sollte das Meditationsobjekt auch für uns persönlich interessant genug sein, um sich lange darauf auszurichten. Dazu kommt, dass wir Konzentration trainieren sollten. Wenn wir uns gut konzentrieren können, ohne ständig abzuweichen, gelangen wir zu mehr Kontrolle über unseren aktiven Geist und können ihn immer wieder ausrichten. Dabei sollten wir ihn nicht einfach bloß zwingen, zur Ruhe zu kommen, sondern sollten ihm ein Objekt anbieten, auf dem er landen kann.

Loslassen lernen

Wir sollten zunächst Stabilität erlernen in Meditation. Auch wenn es darum geht, Achtsamkeit und Wachheit zu erreichen, sollten wir uns zunächst ein Fundament erarbeiten. Im besten Falle sind die gleiche Zeit, gleicher Ort, gleiche Technik und gleiches Meditationsobjekt. Wie beim Klavier spielen oder jeder Tätigkeit, die wir verbessern möchten, brauchen wir Abläufe, an die wir uns gewöhnen und welche wir nutzen, um den Zustand von Meditation schneller zu erreichen. Bevor wir uns also um Meditation kümmern, sollten wir zunächst anfangen, die folgenden Prinzipien zu meistern.

  • Geistige Balance herstellen durch Auswahl der richtigen Meditationstechnik
  • Körperliche und geistige Prozesse zur Ruhe bringen
  • Stabile Konzentration erlangen

Wenn wir ein stabiles und eingespieltes Fundament erreicht haben, brauchen wir uns nicht mehr um Meditation kümmern. Meditation wird zwischendurch bereits passiert sein in so vielen unterschiedlichen Varianten, dass es unmöglich ist diese zu beschreiben. Die letzte Phase, wo wir noch aktiv eingreifen können, ist das Meditationsobjekt so passiv wie möglich zu halten. Nachdem wir alles aufgebaut haben, unser Geist sich friedlich ausgerichtet hat, lernen wir wieder loszulassen. Eine Haltung, welche wir in unserem Leben verlernt haben. Totale Hingabe ermöglicht es uns in der Tiefe unseres Wesens bis hin zur Seele, natürliche Heilungsprozesse zu aktivieren.

Entspann dich einfach mal

Tief sitzende Blockaden verhindern, dass wir uns natürliches Wesen zum Vorschein bringen. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Wir sammeln Karma an und speichern emotionale Eindrücke bis in die tiefsten Schichten unseres Wesens. Diese arbeiten wir wiederum permanent ab, da sie sich aus dem Unterbewusstsein melden und beachtet werden möchten. Durch Meditation unterstützen wir diesen natürlichen Prozess.

Wie meditiert man nun?

Nach Patanjali können wir sagen, wo Meditation beginnt. Wenn wir uns auf ein Objekt konzentrieren ohne Unterbrechung von Gedanken, stehen wir am Tor von Meditation. Wenn diese Konzentration zu einem fließen wird und wir in der Lage sind passiver zu werden, gelangen wir in Meditation. Was dann passiert, liegt nicht mehr unter unserer Kontrolle. Du solltest dir daher keine Gedanken darüber machen, ob du meditierst, sondern einfach die Grundlagen lernen und versuchen, intuitiv deinen Weg zu gehen. Falls du eine persönliche Unterweisung brauchst, melde dich gerne bei mir.